Konfirmanden haben‘s heute schwerer

35 Jahre Wandel: Wie sich die Lernsituation im Konfirmandenunterricht verändert hat

Wer heute den Konfirmandenunterricht mit dem von vor 30 oder 40 Jahren vergleicht, merkt schnell: Es hat sich viel verändert. Seit 35 Jahren gebe ich Konfirmandenunterricht und versuche mit diesem Artikel hier einen Rückblick zum Nutzen der gesamten Gemeinde zu liefern.

Junge Menschen kommen heute mit ganz anderen Voraussetzungen und Fragen in die Kirche. Die Gesellschaft ist religiös vielfältiger, viele Traditionen haben sich aufgelöst – und das wirkt sich spürbar auf die Konfirmandenzeit aus.

In diesem Beitrag möchte ich aufzeigen, wie sich die Lernsituation von Konfirmandinnen und Konfirmanden in den letzten Jahrzehnten gewandelt hat. Vielleicht erkennen Sie dabei auch eigene Beobachtungen wieder – als Eltern, Großeltern, Paten oder Gemeindeglieder.

  1. Immer weniger Vorwissen über den Glauben

Viele Jugendliche kommen heute ohne jedes Vorwissen in den Konfirmandenunterricht. Was früher oft durch Familie, Schule oder Gemeindeleben vermittelt wurde – etwa das Vaterunser, biblische Geschichten oder christliche Feiertage – ist heute nicht mehr selbstverständlich bekannt.

Das stellt die Unterrichtenden vor neue Herausforderungen. Sie können nicht mehr auf Vorkenntnisse aufbauen, sondern müssen ganz von vorne beginnen – oft mit der Frage: Was glauben Christen eigentlich genau?

  1. Kaum eigene Erfahrungen mit dem Glauben

Nicht nur das Wissen fehlt – auch die eigene Erfahrung mit dem Glauben ist bei vielen Jugendlichen kaum vorhanden. Sie waren selten oder nie im Gottesdienst, kennen keine Gebete, haben das Abendmahl noch nie erlebt.

Das bedeutet: Der Konfirmandenunterricht ist für viele der erste bewusste Kontakt mit christlichem Glauben. Das kann eine wunderbare Chance sein – aber auch eine große Aufgabe. Denn wie vermittelt man Glauben, wenn er im Alltag der Jugendlichen kaum vorkommt?

  1. Wenig Unterstützung durch Familie und Umfeld

Früher wurde der Glaube oft im Alltag mitgelebt – durch Großeltern, die Geschichten aus der Bibel erzählten, durch Eltern, die ihre Kinder mit in die Kirche nahmen, durch Paten, die sie im Glauben begleiteten.

Heute ist das selten geworden. Viele Konfirmandinnen und Konfirmanden erleben sich auf ihrem Weg recht allein. Die Konfirmation ist zwar oft noch ein Familienfest – aber der Weg dorthin wird kaum gemeinsam gestaltet. Als Gemeinde stehen wir daher besonders in der Verantwortung, diesen jungen Menschen einen Raum zu geben, in dem sie sich ernst genommen und begleitet fühlen.

  1. Der Konfirmandenunterricht muss sich neu begründen

Während früher die Teilnahme am Konfirmandenunterricht fast selbstverständlich war, ist sie heute eine bewusste Entscheidung – oder manchmal auch nur eine knappe. Der gesellschaftliche Druck zur Konfirmation ist verschwunden, andere Lebensentwürfe und Feiern treten an seine Stelle.

Das heißt: Wir müssen den Jugendlichen (und ihren Familien) vermitteln, warum der Konfirmandenunterricht sinnvoll ist. Es reicht nicht zu sagen: Das macht man halt so. Vielmehr geht es darum, zu zeigen: Hier ist ein Raum, in dem du dich mit dem Glauben, mit Gott und mit deinen eigenen Fragen auseinandersetzen kannst.

  1. Die Pfarrperson als zentrale Figur

Früher war die religiöse Bildung auf viele Schultern verteilt: Eltern, Lehrerinnen und Lehrer, Gemeindepädagoginnen, Jugendmitarbeiter, Ehrenamtliche. Heute konzentriert sich vieles auf eine Person: die Pfarrerin oder den Pfarrer, der den Unterricht leitet.

Diese Rolle ist wertvoll – aber auch anspruchsvoll. Denn oft ist die Pfarrperson die einzige, die den Jugendlichen von Gott erzählt, mit ihnen betet oder sie ermutigt, ihren Glauben zu entdecken. Umso wichtiger ist es, dass auch wir als Gemeinde diesen Dienst mittragen und unterstützen.

  1. Kann der Konfirmandenunterricht zum Glauben führen?

Das ist vielleicht die wichtigste – und schwierigste – Frage: Führt der Konfirmandenunterricht eigentlich dazu, dass junge Menschen Glauben finden?

Die Antwort ist offen. Viele Unterrichtskonzepte konzentrieren sich stark auf Wissen – weniger auf Glaubenserfahrung oder spirituelles Erleben. Dabei sehnen sich viele Jugendliche durchaus nach Sinn, nach Orientierung, nach Gemeinschaft.

Deshalb ist es entscheidend, dass wir nicht nur über den Glauben sprechen, sondern Räume schaffen, in denen er erfahrbar wird – durch Stille, durch Rituale, durch Gespräche, durch Gemeinschaft.

Konfirmanden 2025 Gruppe Bad Marienberg
Konfirmanden 2025 Gruppe Bad Maarienberg
  1. Das Experiment „Glaubenskurs“

Aus dieser Perspektive sollten wir den für unsere Gemeinde neuen Ansatz in der Konfirmandengruppe von Johannes und Lara Schütz würdigen. Der Kurs ist ausdrücklich darauf angelegt, junge Menschen zum Glauben zu führen und ihnen praktische Anleitung für den Alltag mitzugeben. Für den Nachbarschaftsraum „Nord“ ist das ein neues Modell. Erste praktische Erfahrungen werden wohl gegen Jahresende gewonnen sein. Schön wäre, es ergäbe sich dann oder nach der Konfirmation im Frühjahr die Gelegenheit, die gewonnenen Erfahrungen mit der Gemeinde zu besprechen.

8 Ein gemeinsamer Auftrag

Die veränderte Lernsituation im Konfirmandenunterricht ist eine Krise und eine Einladung zugleich, neu zu denken. Wie können wir Jugendlichen heute helfen, ihren eigenen Weg im Glauben zu finden? Was braucht es, damit sie Kirche als etwas entdecken, das auch mit ihnen zu tun hat?

Diese Fragen betreffen nicht nur die Pfarrperson oder das Konfi-Team. Sie betreffen uns alle – als Gemeinde, als Eltern, als Wegbegleiterinnen und -begleiter. Wenn wir Jugendlichen zeigen: Du bist nicht allein. Dein Fragen ist willkommen. Dein Weg ist wichtig, dann kann Konfirmandenzeit auch heute ein Anfang sein – für einen Glauben, der trägt.

Haben Sie Interesse, selbst einen Beitrag zur Konfi-Arbeit zu leisten? Melden Sie sich gerne bei der Pfarrerin oder den Pfarrern– sei es als Gesprächspartner, Gruppenbegleitung oder einfach als ermutigende Stimme aus der Gemeinde.

 

Karl Jacobi


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