Zwischen Pflicht und Highlight

Ein Gespräch über die Konfirmandenzeit

Lena, 13 Jahre: Hallo! Ich heiße Lena und fange bald mit dem Konfirmandenunterricht an. Ich bin schon ein bisschen aufgeregt und wollte mal fragen: Ist die Konfirmandenzeit eigentlich schwer?

Tim 14 Jahre, gerade konfirmiert: Hey Lena! Schön, dass du dich traust zu fragen. Also schwer… hmm, ich würde sagen: nicht wirklich. Der Unterricht ist eigentlich ganz in Ordnung. Man lernt einiges über den Glauben, über die Bibel, über Kirche – manchmal ist es trocken, aber meistens war’s ganz spannend.

Lena: Das klingt ja erstmal gar nicht so schlimm. Und wie war es so mit den anderen Konfis? Habt ihr euch gut verstanden?

Tim: Ja, auf jeden Fall. Die Gruppe war cool, und das ist auch eines der besten Dinge an der Konfizeit. Man lernt neue Leute kennen, auch aus anderen Schulen. Vor allem bei den Ausflügen kommt man gut ins Gespräch.

Lena: Oh, Ausflüge? Was habt ihr denn gemacht?

Tim: Da waren tolle Sachen dabei. Ein ganzer Tag in Frankfurt. Dann haben wir in einer Bäckerei Brot gebacken für einen guten Zweck. Wir hatten insgesamt vier Tagesfahrten, aber das absolute Highlight war die Konfirmandenfreizeit. Drei Tage weg mit der ganzen Gruppe, das war richtig klasse! Wir hatten Workshops, Spieleabende, kreative Sachen, und dazwischen auch Andachten – aber viel lockerer als der normale Gottesdienst.

Lena: Klingt super! Ich hoffe, wir machen das auch. Gab es denn etwas, was du nicht so toll fandest?

Tim: Hm, ja. Was mir wirklich gefehlt hat, war die Unterstützung von Erwachsenen – von der Gemeinde, aber auch von den Eltern. Es gab Gottesdienste, in denen wir Konfis fast die einzigen Besucher waren. Manchmal saßen da sieben Erwachsene und zwölf Konfis. Das war schon komisch.

Lena: Echt jetzt? Aber die Gottesdienste sind doch für alle, oder?

Tim: Genau! Und gerade das ist das Problem. Der Gottesdienst wird für Erwachsene gemacht – lange Predigten, merkwürdige Lieder. Viele Jugendliche schalten da innerlich ab. Und wenn dann nicht mal die Erwachsenen kommen, finde ich’s irgendwie traurig. Warum sollen dann wir da sitzen?

Lena: Ja, das versteh ich. Wir müssen dann also regelmäßig gehen?

Tim: Jup. Gottesdienstpflicht. Wir brauchen 20 Unterschriften. So wird die Teilnahme gezählt. Ich verstehe, dass man die Kirche erleben soll, aber warum müssen wir das durchziehen, worin viele Erwachsene keinen Sinn sehen. Wenn nicht mal die Eltern oder Gemeindemitglieder regelmäßig kommen, wirkt es ein bisschen heuchlerisch.

Lena: Gab es sonst noch Dinge, die du anstrengend fandest?

Tim: Also… das Auswendiglernen. Vaterunser, Glaubensbekenntnis, einige Psalmen – das gehört dazu. Ich finde es okay, aber manchmal fragt man sich: Wozu der Druck? Kein Erwachsener kann das noch aufsagen. Ich habe jedenfalls keinen getroffen. Die finden das selbst nicht wichtig. Da fehlt mir oft der Sinn dahinter.

Lena: Klingt, als müsste sich einiges ändern…

Tim: Ja, irgendwie schon. Es war ein gutes Jahr, ich hab viel gelernt – auch über mich selbst. Aber der Druck durch äußere Erwartungen – der könnte echt wegfallen. Man sollte es mehr aus Interesse und Freude machen, nicht wegen Kontrolle oder Pflichtgefühl. Bestimmt haben auch die Erwachsenen das Auswendiglernen gehasst. Sie sollten sich überlegen, ob das wirklich noch sein muss, was sie selbst nicht schätzen.

Lena: Danke, dass du so ehrlich bist. Ich war vorher nervös, aber jetzt bin ich eher neugierig. Ich bin gespannt, wenn‘s losgeht. Und vielleicht gibt‘s ja auch bei uns schon Änderungen.

Tim: Das ist die beste Einstellung! Mach dir keinen Stress. Versuch, das Positive rauszuholen – die Gemeinschaft, die Gespräche, die Erlebnisse. Ich wünsch dir eine gute Zeit und vor allem: viel Spaß!

Lena: Danke Tim! Das hilft mir wirklich weiter.

Tim: Gern geschehen! Und falls du mal Fragen hast – meld dich einfach!

Text: Karl Jacobi, Bild: Firefly

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