Mit Gott auf dem Weg – Über das Pilgern

Der Jakobsweg. Wer hat nicht schonmal davon gehört? In Bibliotheken und Buchläden füllen viele Bücher dazu die Regale. Vom Reiseführer bis zum Erfahrungsbericht. Es gibt mehrere Filme darüber. Spätestens seit Hape Kerkelings „Ich bin dann mal weg“ hat der Jakobsweg, ja das Pilgern an sich, in Deutschland einen Aufschwung erfahren. Bald kommt ein neuer Film in die Kinos, wo sich wieder jemand auf den Weg gemacht hat. Freiwillig oder unfreiwillig unterwegs – es geht doch meist um eine intensive Selbsterfahrung und endet damit, dass es nicht leicht war, aber gut. Ein unvergessliches Erlebnis. Die Filme und Bücher von Pilgern auf dem Jakobsweg berühren viele. Doch was ist so faszinierend daran? Ist es ausgerechnet dieser Weg? Oder liegt das an demjenigen, der da unterwegs ist? Kann ich das auch?

Pilger gibt es schon seit Jahrhunderten. Ein Pilger macht sich auf den Weg. Das Ziel ist meist ein bestimmter Ort, der von Glaubensereignissen geprägt ist oder an dem Reliquien sind. So etwa in Santiago de Compostela, in Rom, Lourdes, Fulda oder Marburg. Es ging darum sich zu Fuß auf eine Reise zu begeben, um Gott zu erfahren, einen Heiligen zu würdigen und ins Gebet zu gehen.

Auch heute noch machen sich viele auf den Weg zu diesen Orten, die seit Jahrhunderten Pilgerziele sind. Und es gibt auch immer wieder neue Pilgerwege. Zum Beispiel den ökumenischen Pilgerweg. Oder den „Katharina Kaspar Pilgerweg“ von Dernbach nach Limburg, der dieses Jahr am 26. Mai eingeweiht wurde. Haben Sie schon vom Pilgern hier bei uns in der Region gelesen? Die Erwachsenenbildung im Dekanat Westerwald bietet einen Pilgerweg an, der die Gemeinden der Region verbindet. An einzelnen Tagen wird immer ein Teil gemeinsam gepilgert. (Nächster Termin: 13.09. von Atzelgift nach Kirburg; www.eeb-westerwald.de)

Also nicht nur der Jakobsweg hat Hochkonjunktur, sondern auch viele andere Wege weltweit und hier in Deutschland. Mein nächstes persönliches Ziel ist das Pilgern von Mainz nach Fulda auf dem Bonifatiusweg.

Pilgern – das ist für mich Wandern mit Gott. Ich begebe mich raus in die Natur, bin unterwegs, nur zu Fuß, mit wenig oder gar keinem Gepäck, in Gedanken versunken, manchmal mich fragend, warum ich das mache, mit schmerzenden Füßen. Beim Pilgern habe ich Zeit für mich und für Gott. Ich bete und singe. Ich komme in Situationen, mit denen ich nicht gerechnet habe. Und dann gilt es zu vertrauen auf Gottes gute Führung.

Einmal bin ich mit Schmerzen im Knie unterwegs gewesen. Ich musste irgendwie vom Berg runter, es ging nicht anders als weiter zu laufen. Da half mir nur das Gebet. Ich betete die ganze Zeit. Und wenn ich mal kurz aufhörte zu beten, merkte ich direkt, wie der Schmerz schlimmer wurde. Also betete ich weiter und war am Ende Gott dankbar, dass er mich mit-getragen hat.

Mein Mann war auf dem Franziskusweg von Assisi nach Rom unterwegs und wusste morgens nicht, wo er abends schlafen würde. Es fand sich immer eine Lösung, manchmal knapp vor einem Gewitter, zum Teil in den abgelegensten Gegenden. Er hat auf Gott vertraut und gebetet.

Pilgern kann durchaus schwer sein. Denn sich einer Ungewissheit auszusetzen kostet Überwindung. Vertrauen in Gott zu haben fällt manchmal schwer. Der Weg kann mühsam sein.

Doch was der Weg auch bietet: Zeit. Natur. Begegnungen. Gott.

Für mich ist Pilgern Erholung, trotz mancher Schmerzen, trotz schlechtem Wetter. Es ist Erholung für mein geistliches Leben. Meine Beziehung zu Gott kann neu entstehen oder vertieft werden. Ich treffe andere Menschen, sammle neue Erfahrungen und lerne schöne Orte kennen. Ich könnte auch einfach Wandern gehen. Das mache ich auch oft. Doch beim Pilgern liegt für mich der Unterschied darin, auf den Spuren früherer Christen unterwegs zu sein, zu beten und mich bewusst mit meiner Beziehung zu Gott auseinanderzusetzen. Wanderwege können zum persönlichen Pilgererlebnis werden. Doch Pilgerwege können auch nur zur Wanderung werden. Ich denke es liegt ganz daran, worauf Du dich einlässt, was du daraus machst und ob du Gott bewusst dabeihaben willst oder nicht. 

Pilgern können Sie alleine, zu zweit, in einer Gruppe. Zwei Stunden oder zwei Monate. Ganz wie es ihnen beliebt und wohin ihr Weg sie führt.

Sie wollen mehr über’s Pilgern erfahren? Mal ausprobieren, ob das etwas für Sie ist? Dann machen Sie sich doch gemeinsam mit mir und Pfarrer Johannes Schütz auf den Weg. Wir pilgern am 19.07. einen Tag auf dem Elisabethpfad nach Marburg. Mehr Infos an anderer Stelle im Gemeindebrief.

Aktuell machen wir eine Ausbildung zum Pilgerbegleiter. Dabei lernen wir, was Pilgern ist, was wir unterwegs an Impulsen anbieten können und was wir beim Pilgern mit Gruppen bedenken müssen (Sicherheit, Tempo, Organisation, etc.) Wir freuen uns, wenn Sie bei unserer ersten Pilgerveranstaltung dabei sind und mit uns gemeinsam Neues lernen. Über sich, über das Pilgern und über Gott.

Ihre Pfarrerin Lara Schütz

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