Konfirmanden und der Tod

Am 5. März ging es frühmorgens los mit den Zielen Hospiz, Krematorium, Bestattungsinstitut. Es versprach ein interessanter, aber auch tiefgehender Tag zu werden.

Im Marienhospiz in Siegen wurde die Gruppe von Frau Bartscher und Frau Schneider empfangen, Mitarbeiterinnen mit langer Erfahrung in der Begleitung Sterbender. „Was können wir Menschen, die vielleicht nur noch wenige Wochen zu leben haben, Gutes tun?“ Das ist die Leitfrage des Hauses. Beim Rundgang erfuhren die jungen Leute, dass die Begleitung in den letzten Lebenstagen sehr unterschiedliche ist. Gespräche über Erfolg und Scheitern im Leben gehören dazu, aber auch kleine Feste mit Sekt, um das Leben zur feiern. Manche interessierte Frage konnte beantwortet werden, die Jugendlichen hörten den Frauen aufmerksam zu, die Führung durchs Haus zeigte einen hellen, wohnlichen Ort.

Das gerade renovierte Krematorium Siegen war der nächste Anlaufpunkt. Wer sich einen düsteren Ort vorgestellt hatte, wurde eines Besseren belehrt. Herr Kniep begrüßte die Gruppe in dem gerade neugestalteten Abschiedsraum. Eine meterhohe Pflanzenwand und gegenüber ein kleiner Wasserfall gestalteten die Umgebung freundlich. Eine Urne ging von Hand zu Hand, Fragen zum Prozess der Einäscherung wurden interessiert und sachlich gestellt. „Nur 3-4 kg Asche bleiben vom Mensch, wenn er hier eingeäschert wurde,“ informierte der Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit. Aber auch hinter die Kulissen wurde die Gruppe geführt. Eine tadellos aufgeräumte Fabrikhalle mit Verbrennungsöfen und Abgasreinigungsanlage gab es zu bestaunen, computergeführte Prozesse und hohe technische Standards werden hier erfüllt. Ganz professionell wurde die Gruppe anschließend noch zu Getränken in einen kleinen Konferenzraum eingeladen.

Neugierige Fragen wurden gestellt und beantwortet. Aber es war offensichtlich, die Konfirmandengruppe war vor allen Dingen innerlich bewegt. Wie ist das mit mir? Wie ist das mit meinen Eltern? Will ich überhaupt über den Tod nachdenken? Der Anlass war der Besuch im Krematorium, aber die eigentlichen Gedanken kamen nicht auf die Lippen. Ein innerer Prozess war angestoßen worden und der wird auch noch ein bisschen andauern.

Burger King und Autobahnkirche - die Mittagspause auf dem Rasthof Siegen hatte zwei Zentren. Der Bauch wollte wieder gefüllt werden, aber auch die Seele brauchte eine Zeit, um wieder aufnahmefähig zu sein.Nachmittags war ein Besuch beim Bestattungsinstitut Rompf in Willingen angesagt. Tobias Rompf hat schon einige Erfahrung mit Besuchen aus der Kirchengemeinde Bad Marienberg und führte die Gruppe routiniert durch den Familienbetrieb. „Wie viele Bretter hat ein Sarg, was kostet eine Bestattung? Welches Holz verwenden Sie?“ Die Techniker unter den Konfirmanden hatten besonders Spaß an der Führung durch die firmeneigene Schreinerei. „Wenn eine Mutter mit dem Kind in der Geburt stirbt, werden sie zusammen beerdigt? Wie erarbeitet eine Bestattungsfirma das Vertrauen ihrer Kunden?“ Bei der einstündigen Tour wurde ein Sarg probegetragen und wer wollte, konnte auch zur Probe einmal darin liegen.

Zum Abschluss gab es reichlich Gebäck und Getränke. Mit vollem Herz, vielen Gedanken trat die Konfirmandengruppe den Rückweg an.

Karl Jacobi