Nein - Christen sollten nicht an "Demos gegen Rechts" teilnehmen

Wer Christ ist, kann kein Rechtsextremist sein. Zu fundamental widersprechen diese Überzeugungen, die von der Ungleichwertigkeit von Menschen aufgrund ethnischer Kategorien ausgehen, dem Kern des christlichen Glaubens. Wer Christ ist, kann aber politisch rechts stehen. Er kann der Überzeugung sein, dass Deutschland Migration stärker begrenzen sollte, dass es nur zwei Geschlechter gibt oder dass der Staat Abtreibungen nur unter engeren Voraussetzungen zulassen sollte.

Bei den Demos, die derzeit stattfinden, wird aber meist pauschal „gegen rechts“ demonstriert. Und aus meiner inzwischen 20-jährigen Beschäftigung mit dieser Szene kann ich sagen: Dies wird nicht aus sprachlicher Faulheit so formuliert, sondern ist in aller Regel auch so gemeint. Es geht darum, alle politischen Positionen zu delegitimieren, die nicht links sind. Dass gerade jetzt so massiv demonstriert wird, ist kein Zufall. Auslöser war das Treffen rechtsextremer Kreise in Potsdam. Ursache ist aber, dass in den letzten Monaten linke Diskurshoheit, an die wir uns viele Jahrzehnte gewöhnt haben, verloren ging. Es wurde offener gesprochen: über die Probleme illegaler Migration, über das staatliche Unvermögen, Abschiebungen auch wirklich durchzuführen, und auch über die Wohlstandsverluste, die uns der derzeitige Kurs in der Klimapolitik bringt.

Wer pauschal zu Demos „gegen rechts“ aufruft, will diese Themen wieder re-tabuisieren, den legitimen Meinungskorridor, der sich gerade ein wenig verbreitert hatte, wieder enger machen. Und dies kann man auch falsch finden, wenn man als Christ politisch in der Mitte steht.

Kristina Schröder (CDU) ist Publizistin und Unternehmensberaterin. Sie war Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2009 bis 2013).

Quelle: IDEA