Zu viel Platz, zu hohe Kosten

„Jetzt wird‘s ernst,“ konnte so mancher denken, als am 13. September  eine „Gebäudekommission“ sich mit Vertretern unserer Gemeinde in unserem Gemeindehaus in Bad Marienberg traf. Seit Jahren wissen wir, dass wir unsere Versammlungsflächen reduzieren müssen. Mit Hilfe vom Dekanat und unserer Landeskirche können wir in den nächsten zwei Jahren genauer kalkulieren und planen.

Wie viel Arbeitsfläche, wie viel Versammlungsfläche sollen in Zukunft aus den Kirchensteuermitteln unterhalten werden? Das ist die Leitfrage für ein ausgeklügeltes System der Einschätzung unserer Gebäude. Zugrunde gelegt wird dabei eine Schätzung der Zahl der Gemeindeglieder im Jahr 2030. Von heute etwa 4900 soll die Zahl dann auf etwa 4300 gesunken sein. „Dementsprechend gehen ja auch die Einnahmen zurück, darauf müssen wir reagieren,“ betonte der Leiter der Gruppe, Architekt Jens Schader.

Hinzu kommt die Neuorganisation der Gemeinden. Ab dem Jahr 2027 werden wir mit den Gemeinden Unnau und Kirburg im „Nachbarschaftsraum“ zusammenarbeiten. Verwaltung und Gemeindearbeit, Gebäudeplanung und Finanzen sollen sehr viel stärker aufeinander abgestimmt werden. Braucht es wirklich drei Gemeindebüros? Können wir nicht vermehrt attraktive Angebote für alle drei Gemeinden gemeinsam anbieten? Zum Einkaufen fahren die Menschen aus Unnau nach Bad Marienberg, warum nicht auch einmal zu einem Adventsnachmittag? Wer einen Anzug braucht, wird in Hof gut bedient. Ein Gottesdienst an diesem Ort lohnt die Fahrt vielleicht doch auch.

Kein Gemeindegebäude wird zwangsenteignet. Eine ganze Reihe allerdings auch nicht mehr von der Solidargemeinschaft unserer Landeskirche unterhalten. Experten wissen, dass eine Dachreparatur leicht die Höhe des Jahreseinkommens unserer Gemeinde erreichen kann. Wollen wir das noch zahlen? 10.000 € für die Jugendarbeit, 100.000 € für das Dach?

In den nächsten zwei Jahren werden die Kirchenvorstände der drei Gemeinden eine Balance zwischen verschiedenen Herausforderungen finden müssen. Die Jugendarbeit unserer Gemeinden läuft gut, die braucht aber auch Gebäude. Die Anzahl der Gottesdienstbesucher in den letzten fünf Jahren hat stark abgenommen. Wir kämen mit deutlich kleineren Kirchen zurecht. Leider ist es leicht aus einem Luftballon die Luft rauszulassen als aus einer Kirche.

Allein schon von den Finanzen her gesehen sind erhebliche Einschnitte zu erwarten. Die Berechnungen für den Nachbarschaftsraum sehen eine Reduzierung der Versammlungsräume von 800 m² auf 300 m², der Büros von 170 m² auf 60 m² vor. Wir haben derzeit knappe 1500 m² Fläche in Kirchen, Zielgröße im Jahr 2030 ist etwa 750 m².

„Suchen Sie nach Kooperationspartnern,“ lautete der Rat von Architekt Schader. Ein wichtiger Schritt ist sicherlich die Zusammenarbeit mit den Gemeinden Kirburg und Unnau. Aber auch darüber hinaus sollten wir Möglichkeiten ausloten. Wäre eine gemeinsame Nutzung des katholischen Gemeindehauses in Bad Marienberg eine Option? Welche Möglichkeiten bieten die kommunalen Ortsgemeinden?

Mit viel Initiative, Fantasie und Lust am Aufbau haben unsere Vorfahren vor 60 oder 70 Jahren Gebäude auf- und umgebaut. Mit denselben Werkzeugen können wir jetzt den Herausforderungen des Jahres 2027 entgegen gehen. Eine neue Zeit erfordert neue Ideen. Mit Gottes Hilfe werden wir das schaffen.

Karl Jacobi